Projekt

Was geschah bisher?

Die geplante Erschließung am Rande der Kalkkögel beschäftigt die Politik, Lokalpresse und Bevölkerung des Stubaitales seit vielen Jahren. Bereits in den 1980er Jahren gab es Versuche, die Südseite der Kaserstattalm und des Burgstallmassivs im Bereich der sogenannten „Goldsutten“ seilbahntechnisch zu verbauen. Das Projekt scheiterte, ehe es richtig in die „Gänge“ kam.

Dazu ein Auszug aus dem Schriftverkehr der Tiroler Landesregierung, Abteilung Umweltschutz vom 07.01.1987, (Aktenzahl U-9584/4):

Irreparable Schäden am Naturhaushalt und Landschaftsbild

„Zum „Erschließungsprojekt Goldsutten“ fand am 12. Juni 1985 eine von der BH Innsbruck organisierte interdisziplinäre Vorbegutachtung statt. Bei dieser Vorbegutachtung nahmen neben den Vertretern des Projekts, dem Bürgermeister der Gemeinde Neustift, Amtssachverständige der Abteilung Umweltschutz, der Bezirksinspektion Steinach, des Forsttechnischen Dienstes für Wildbach- und Lawinenverbauung, der Sportabteilung des Amtes der Tiroler Landesregierung, der Abteilung für überörtliche Raumordnung, sowie Herr Dr. Schiechtl als ingenieurbiologischer Sachverständiger teil.

Nach eingehender Geländebesichtigung und Erörterung des Projektes kamen alle Sachverständigen, die mit den ökologischen Problemen von Schipisten laufend befasst sind, zur einhelligen Auffassung, dass die geplante Erschließung sehr gravierende und teilweise irreparable Schäden am Naturhaushalt und auch am Landschaftsbild verursachen würde und damit aus naturschutzfachlicher Sicht im weitesten Sinne abzulehnen sei.“

Ob aus Unkenntnis oder durch Ausblenden obiger Fakten, jedenfalls erfolgte zu Beginn des neuen Jahrtausends ein neuerlicher Anlauf in abgeänderter Form. Mit dem Aufflammen des Themas „Brückenschlag“ (der geplanten Verbindung der Skigebiete Schlick 2000 und Axamer Lizum über das Ruhegebiet Kalkkögel), steigerten sich im Besonderen in Neustift die Begehrlichkeiten und Erschließungswünsche.

Eine auszugsweise chronologische Auflistung der Ereignisse inkl. Presseartikel:

2009
Projektvorstellung Schlick-Lizum in der Gemeinde Telfes (Protokoll).
Der ORF berichtet über den Zusammenschluss.

2010
Großraumskigebiet geplant: Der damalige Geschäftsführer der Infrastruktur Stubai GmbH, Thomas Ceipek, erläutert im BEZIRKSBLATT-Interview erstmals Daten und Fakten zum Großskiraum.
Widerstand in den Gemeinden: Einige (wenige) verantwortungsvolle Lokalpolitiker wehren sich dagegen.

2011
Im Oktober erfolgte die Gründung der Arbeitsgemeinschaft „ARGE-Brückenschlag“.
Gegenwind ist spürbar.
Ein junger Neustifter äußert sich kritisch zu den Liftplänen.

2012
Selbst in Wikipedia ist die Zubringerbahn Neustift-Schlick angeführt.
Die ARGE Brückenschlag träumt vom Großraumskigebiet.

2013
Der Österreichische Alpenverein wehrt sich vehement gegen die geplanten Natureingriffe.
November 2013: Pressekonferenz der Bürgerinitiative im Gasthof Seiler.

2014
Das Projekt „Brückenschlag“ polarisiert:
Politische Vorfeldorganisation „Jungbauernschaft Fulpmes“ lässt ihren Mitgliedern keine andere Meinung. 
Erklärung der Plattform „Rettet die Kalkkögel“.
IPROK“ – die überparteiliche „Initiative Pro Kalkkögel“ formiert sich. 
Gurgiser: „Befürworter des Zusammenschlusses Lizum-Schlick verlieren alle Hemmungen“
Gesammelte Artikel zum Thema „Brückenschlag“ im Bezirksblatt.

2015
Alpenverein bündelt die Kräfte gegen den Erschließungswahn.
„Brückenschlag“ rechtlich durchgefallen.
Freude bei allen, die sich für den Schutz der Kalkkögel eingesetzt haben. 
Viele Reaktionen zum negativen (aus Sicht für Natur und Mensch positiven) Gutachten. 
Einige in Neustift tun sich schwer, die Entscheidung zu akzeptieren.

2016
Befürworter mit neuem Anlauf für den „Brückenschlag“.
Gemeinderatswahlen in Neustift: 4 der 6 wahlwerbenden Gruppen sind gegen die Zubringerbahn.

2017
Grundstück für die Talstation gesichert.

2018
Die Gemeinschaftsliste Neustift äußert ihre Ablehnung.
Klare Botschaft der Bürgerinitiative: „Wir leisten weiter Widerstand“.
Abstimmung im Neustifter Gemeinderat: „Nein“ zur Zubringerbahn.

2019
Abstimmen, bis es eine Mehrheit gibt: Ignoranz und Uneinsichtigkeit der Befürworter sind fixer Bestandteil des Projekts.
Von einer abgesagten Gemeinderatssitzung und neuen Ideen für das geplante Liftprojekt in Neustift. 

2020
Erneute Abstimmung: Monat für Monat verschoben

2021
Die Projektwerber präsentieren mitten im Corona-Lockdown ihre Ideen in der Tiroler Tageszeitung. 
Breiter Widerstand gegen das Liftvorhaben – http://www.goldsutten.com geht online. 
Unter Aktuelles werden weitere Ereignisse beschrieben. 

Was ist geplant?

  • Einseilumlaufbahn mit 10er-Gondeln
  • Kapazität 1.500 – 2.000 Personen/Stunde
  • Talstation Moos (Gemoch-Eck) auf ca. 1.000 m Seehöhe
  • Mittelstation oberhalb (nordöstlich) der Kaserstattalm auf ca. 1.950 m Seehöhe
  • Bergstation Sennjoch auf ca. 2.270 m Seehöhe
  • Ca. 700 m langer Skiweg vom Sennjoch, davon seit einer Um/Neuplanung im Jahr 2019, ca. 180 m als Tunnelvariante, quer durch die teilweise extrem steilen und felsdurchsetzten Südhänge in den östlichen Randbereichen der Goldsutte.
  • Ab da führen zwei parallele Pisten von je ca. 300 m Länge, eine Skiroute und ein mehrere hundert Meter langer Skiweg zur Mittelstation.
  • Lt. Betreibern ergeben sich dadurch ca. 2,5 neue Pistenkilometer. Dies entspräche ca. 10% der bestehenden Skiflächen des Skigebietes Schlick.

    Grafik auf Basis der Projektinformationen:
  • Was spricht dagegen?

    Zusätzlich zur Tatsache, dass dieses Projekt in Zeiten der Klima- und Biodiversitätskrise und eines gesteigerten Natur- und Umweltbewusstseins speziell bei jungen Menschen alles andere als zukunftsorientiert ist, sprechen u.a. folgende Punkte dagegen:


    • Zerschneidung wertvollster Berg- und Almlandschaft, ohne attraktive Pistenflächen zu erschließen
    • Talabfahrt nach Neustift ist geländebedingt unmöglich
    • Keine Zustimmung seitens der Grundbesitzer für die Errichtung von Baustraßen
    • Massive Belastung durch Variantenfahrer für Wald, Wild und darunter wohnende Anrainer
    • Talstation weitab vom Neustifter Zentrum – somit ist kein „Dorfeinstieg“ gegeben; im Wesentlichen kommt es zu einer Verkehrsverlagerung statt Verkehrsberuhigung
    • Talstation teilweise im Überflutungsbereich der Ruetz gelegen, sie würde mitten ins Herz der „Neustifter Möser“ platziert; verbunden damit wären gravierende Veränderungen des Landschaftsbildes, ein enormer Flächenverbrauch durch Park-, Gebäude- und Verkehrsflächen und die Zerstörung des Lebensraums gefährdeter Amphibien und seltener Arten (z.B. Braunkehlchen)
    • Zudem sind zahlreiche Fragen offen, u.a. das Thema Beschneiung, ev. Speichersee, Sicherheitsaspekte (Lawinensicherung, Wildbach „Omesbergbach“ , etc.)

    Zusammengefasst stellt sich die gesamte Kosten-Nutzen-Relation als äußerst ungünstig dar. Wir fordern daher von den Betreibern einen Stopp dieses schlechten Vorhabens, um sich Projekten zu verschreiben, welche eine positive Entwicklung des Stubaitales ermöglichen!
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